Unternehmertum

Silicon Saxony: Nachhaltigkeit als Herausforderung – Kompensieren, sparen oder verzichten Sie schon?

Bereits 1713 verwendete der in Chemnitz geborene und später in Freiberg arbeitende Hans Carl von Carlowitz erstmals das Wort „Nachhaltigkeit“ im Sinne eines langfristig angelegten und verantwortungsbewussten Umgangs mit einer Ressource. Ging es damals allein um den Umgang mit Holz, wird Nachhaltigkeit heute in einem weitaus umfassenderen Kontext betrachtet. Wasser, Boden, Luft, Energie – die Bandbreite an Ressourcen die aktuell gefährdet sind oder mit denen gehaushaltet werden muss, wird von Jahr zu Jahr länger. Ganzheitliche Konzepte sind jedoch auch weiterhin Mangelware. Vielmehr wird die Verantwortung für nachhaltiges Handeln zunehmend an Industrie, Wirtschaft und die Verbraucher ausgelagert. Allerorts ist die Überforderung spürbar.

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Bereits 1713 verwendete der in Chemnitz geborene und später in Freiberg arbeitende Hans Carl von Carlowitz erstmals das Wort "Nachhaltigkeit" im Sinne eines langfristig angelegten und verantwortungsbewussten Umgangs mit einer Ressource. Ging es damals allein um den Umgang mit Holz, wird Nachhaltigkeit heute in einem weitaus umfassenderen Kontext betrachtet. Wasser, Boden, Luft, Energie – die Bandbreite an Ressourcen die aktuell gefährdet sind oder mit denen gehaushaltet werden muss, wird von Jahr zu Jahr länger. Ganzheitliche Konzepte sind jedoch auch weiterhin Mangelware. Vielmehr wird die Verantwortung für nachhaltiges Handeln zunehmend an Industrie, Wirtschaft und die Verbraucher ausgelagert. Allerorts ist die Überforderung spürbar.

Bereits 1713 verwendete der in Chemnitz geborene und später in Freiberg arbeitende Hans Carl von Carlowitz erstmals das Wort "Nachhaltigkeit" im Sinne eines langfristig angelegten und verantwortungsbewussten Umgangs mit einer Ressource. Nur so viel Holz aus einem Wald zu entnehmen, wie nachwachsen kann, war sein damaliger Ansatz. Der Raubbau, an den da noch einigermaßen stattlichen Wäldern Sachsens, sollte so ein Ende finden. Auch zukünftigen Generationen sprach von Carlowitz damit das gleiche Recht auf Holz zu, wie der eigenen. Allein die Umsetzung ließ zu wünschen übrig. Aus natürlichen Wäldern wurden zunehmend künstlich nachgeforstete Baum-Plantagen oder schlimmer: Felder, Weiden und Gemeinden. 310 Jahre später ist der Begriff Nachhaltigkeit zwar endgültig nicht mehr aus dem deutschen Sprachgebrauch wegzudenken, doch die von ihm entfaltete Wirkung scheint weiter marginal. Gestritten wird um ihn dafür umso heftiger.

Viele Konferenzen und Diskussion – wenig belastbare Ergebnisse und Lösungen
Ob Organisationen wie Greenpeace oder WWF, ob Bewegungen wie Fridays for Future oder Letzte Generation – die Diskussionen über den Umgang mit lebenswichtigen Ressourcen wie Wasser, Boden, Luft, Holz, Erzen, Ölen, Energie und vielen mehr wird seit Jahrzehnten hitziger. Ganzheitliche, belastbare Konzepte und deren Umsetzung sind jedoch auch weiterhin Mangelware. Zuletzt machte z.B. die UN-Wasserkonferenz von sich Reden. 6.500 Teilnehmer:innen trafen hierfür im März in New York zusammen. Das Ergebnis: Freiwillige Verpflichtungen statt bindender Verträge. Und das bei zwei Milliarden Menschen weltweit, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Tendenz: steigend. Denn nicht nur in Afrika, Nordamerika und Asien schwindet das wertvolle Gut rascher als viele vermuten. Auch Europa leidet von Jahr zu Jahr mehr. In diesen Tagen bangt u.a. Spanien um seine schwindenden Trinkwasserreserven. Seit Monaten fällt hier kaum ein Regentropfen. Aktuell herrschen vor Ort bis zu 40 Grad im Schatten. Kein Aprilscherz, sondern nur ein Beispiel von vielen.

Nachhaltigkeit wird zum Milliardengeschäft für Unternehmensberatungen

Lösungen sucht man dennoch vielerorts vergebens. Vielmehr wird das Entwickeln "nachhaltiger" Konzepte für Bund, Länder, Städte, Gemeinden, Industrie, Wirtschaft und Verbraucher:innen zunehmend zum milliardenschweren Geschäft für Unternehmensberatungen. Hunderte Stellen zum Thema "Beratung Nachhaltigkeit" suchen aktuell nach Bewerber:innen. Nach der Digitalisierung ist Nachhaltigkeit damit die nächste "Sau", die sich durch die "Dörfer" Deutschlands treiben lässt. Der Erfolg des ersten Buzzwords lässt auf den Erfolg des zweiten schließen. Die selbstformulierte Führungsposition Deutschlands und Europas in beiden zukunftsrelevanten Bereichen scheint nicht mehr als eine Ansammlung von Plattitüden. Dabei würden schon viele kleine Schritte uns und unserer Umwelt Raum zum Atmen geben. Bereits kleine Anpassungen in Wohnungen, Büros, Schulen, Fabriken usw. können in der Summe beachtliche Ergebnisse produzieren. Corona oder die schwindelerregenden Energiepreise im vergangenen Herbst und Winter zeigten, was an Einsparpotenzialen vorhanden ist, wenn der Mensch denn notgedrungen einsparen muss.

Corona und Energiekrise zeigten Nachhaltigkeitspotenziale auf Seit August 2022 sparte z.B. die Industrie 20,6 Prozent des ursprünglichen Gasverbrauches ein. Private Haushalte und das Gewerbe steuerten immerhin 16,2 Prozent von ihrer Seite zu. Ansehnliche Werte, die die Frage nach Sinn und Unsinn der bisherigen Ressourcennutzung aufwerfen. Sich zu mäßigen, ohne sich schmerzhaft einzuschränken, scheint durchweg möglich. Und das nicht nur in diesem, uns allen noch sehr präsenten Bereich. Auch Corona zeigte in den Jahren 2020 und 2021 deutlich, was u.a. im Bereich Verkehr und Logistik noch für ungenutzte Potenziale in Europa schlummern. Mit dem Zusammenbrechen von Lieferketten rückte das nachhaltige Supply Chain Management in den Fokus vieler Unternehmen. Neue Partnerschaften wurden aufgebaut. Digitale Tools, z.B. im Internet der Dinge, erhöhten die Effizienz von Transporten. Leerfahrten konnten so vermieden werden. Rohstoffe, Bauteile, Maschinen und Anlagen wurden minutiös geplant über die Straßen, Schienen und Luftwege Europas gelotst. Sensoren hielten den Transportfluss bzw. dessen Notwendigkeit im Auge. Leider folgt Nachhaltigkeit auch hier allein dem Produktions- und Lieferdruck. Veränderung scheint erst dann möglich, wenn Kosten und Probleme, die gewohnte Stabilität eines Systems beeinträchtigen.   

Kompensation als leichtes Mittel für den Nachhaltigkeitszweck
Und dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Europa hat sich zum Ziel gesetzt, der erste "klimaneutrale" Kontinent zu werden. Ein Begriff, der einen schmunzeln lässt. Klimaneutral ist angeblich der, der seine Emissionen auf Null reduziert oder zumindest im Stande ist, seine Emissionen auszugleichen. Hier kommen Klimaschutzprojekte von Playern wie "Waldemarie", "ClimatePartner" oder "Grow my Tree" ins Spiel. Diese sollen Treibhausgase reduzieren, vermeiden oder sogar binden. "Die Effekte sind nachweisbar und werden in Tonnen CO2 berechnet", heißt es bei den entsprechenden Anbietern. Für jede Tonne CO2, die ein Unternehmen produziert, kann es demnach finanziellen Ausgleich in Form kompensierender Maßnahmen zahlen. Ein Geschäft, das ähnlich den Unternehmensberatungen, aktuell durch die Decke geht. Ob jedoch mit dem Pflanzen von kleinen Bäumen an einem Ende der Welt, bei gleichzeitiger Abholzung großer Urwaldriesen am anderen Ende etwas gewonnen wird, bleibt zu diskutieren. Der Wille zählt, möchte man meinen. Und natürlich das damit zu verdienende Geld. Leicht ist dieser Weg speziell für bestens laufende und finanziell hervorragend aufgestellte Unternehmen. Denn Kompensieren lässt vieles beim Alten. Reduzieren oder sogar vermeiden kostet hingegen Anstrengung, fordert Veränderung.

Das ESG-Reporting wird ab 2026 auch für den Mittelstand zur Pflicht
Im Jahr 2050 soll Europa klimaneutral sein. Um dies zu erreichen hat die Europäische Union die Taxonomie-Verordnung erlassen. In ihr sind sechs Bereiche benannt, auf die sich Europa konzentrieren soll und wird – den Klimaschutz, die Anpassung an den Klimawandel, die nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, die Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung sowie den Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme. Unternehmen, die zur nichtfinanziellen Berichterstattung verpflichtet sind, mussten erstmals nach der neuen EU-Taxonomie für das Jahr 2021 Angaben zu ökologisch nachhaltigen Umsatzerlösen, Investitionen (Capex) und Betriebsaufwendungen (Opex) machen. Zudem entwickelte die EU die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die CSRD soll stufenweise ab dem 1. Januar 2024 gelten. Vorerst betrifft sie große Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitenden, einem Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro sowie kapitalmarktorientierte Unternehmen. Wer zwei dieser Kriterien erfüllt, muss ein Reporting erstellen. Deutschlandweit betrifft dies circa 15.000 Unternehmen. Kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können nur kurz aufatmen: Ab 2026 gilt die Berichtspflicht auch für Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitenden, mindestens 700.000 Euro Umsatz oder einer Bilanzsumme von mehr als 350.000 Euro. Bürokratisch dicke Bretter, die Unternehmen fordern und Unternehmensberatungen frohlocken lassen.

CO2 zu vermeiden, fordert besonders die energieintensiven Industrien heraus18 Prozent der Industrieunternehmen planen bis 2025 CO2-neutral zu sein, weitere 41 Prozent spätestens 2030. Sechs Prozent rechnen mit einer Net-Zero-Bilanz erst nach 2045. Das ergab eine Horváth-Befragung. Und hier gehen zahlreiche Unternehmen auch weiterhin den Weg des geringsten Widerstandes. So steht die CO2-Kompensation bei 44 Prozent aller befragten Unternehmen im Mittelpunkt. Mit jeweils 42 Prozent folgen "Energieeinsparung / Steigerung der Energieeffizienz" sowie "Nutzung ökologischer Energieträger". Maßnahmen wie die "Dekarbonisierung der Lieferkette" sowie die "Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft" werden nur von etwa einem Drittel genannt. Die Erneuerung ihres Anlagebestands steht nur bei 24 Prozent im Unternehmensfokus. Worin jedoch Einigkeit besteht, ist die Notwendigkeit, das Thema Nachhaltigkeit in der eigenen Firmenstrategie zu verankern. Gerade junge und exzellent ausgebildete Fachkräfte legen auf ökologisch verantwortungsbewusst handelnde Arbeitgeber:innen Wert. Und auch wenn das Fachkräfteproblem sich aktuell zu entspannen scheint, das Mindset der aktuellen und kommenden Generationen wird sich von den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz nicht mehr lösen.

Ein Netzwerk, zahlreiche Lösungen für Ihre Nachhaltigkeitsstrategie
Die einfachste Art, Ihr Unternehmen nachhaltiger zu gestalten, ist daher, sich mit erfahrenen Unternehmen und Lösungsanbietern auszutauschen bzw. bereits vorhandene Leistungen und Lösungen in diesem Bereich für sich zu nutzen. So gehörte z.B. unser Silicon Saxony Mitglied iSAX mit seinem "Assistenzsystem für effiziente Werkerführung" weasl© auf der HannoverMesse zu den Finalisten im Bereich "Die nachhaltige Fabrik". Unser Mitglied Phoenix Contact veröffentlichte zuletzt einen Beitrag mit dem Titel "Nachhaltigkeit in der Unternehmens-DNA verankert". Andere Mitglieder bieten hilfreiche Digitale Zwillinge an, nachhaltige Logistiklösungen, energieeffiziente Chips, energiesparende Maschinen und Anlagen der neuesten Generation, ERP-Systeme oder effizienzsteigernde Automatisierungslösungen. Die Bandbreite ist groß und zugegebenermaßen nicht leicht zu überblicken. Die Geschäftsstelle steht Ihnen jedoch gern für den Ausbau Ihres Netzwerkes oder die fokussierte Technologie- bzw. Leistungssuche zur Verfügung.

Wann haben Sie zuletzt Ihre alten E-Mails gelöscht?
Und hier sind wir nun bei den beruflichen und sicher auch privaten Möglichkeiten eines jeden Einzelnen angekommen. Denn abseits der Firmenstrategien, Nachhaltigkeitskonzepte, Beratungsunternehmen und möglichen Maßnahmepakete kann auch nachhaltig sein, was unbedeutend erscheint. Durchschnittlich erreichen jeden von uns täglich 42 E-Mails. Nachdem diese beantwortet wurden, liegen diese anschließend ungenutzt teils über Jahre auf unternehmenseigenen Servern oder in Rechenzentren. Hier verbrauchen sie Energie und produzieren täglich CO2. Laut einer Studie des amerikanischen Unternehmens Veritas Technologies wurden allein im Jahr 2020 5,8 Millionen Tonnen CO2 durch digitalen Datenmüll produziert. Seither ist der Mailverehr noch einmal deutlich gestiegen. Und hierbei geht es nicht nur um alte E-Mails. Digitale Fotoalben, Messenger-Daten, ungenutzte Software – die Digitalisierung ist nicht nur ein Hebel, um sinnvoll eingesetzt Nachhaltigkeitskonzepte zu unterstützen oder sogar zu optimieren. Sie ist (und auch das gehört zur Wahrheit), falsch eingesetzt ein bedeutender Produzent von CO2.

Fünf Tipps für mehr digitale Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz

Der Digitalverband Bitkom veröffentlichte – passend zum Digital Cleanup Day in diesem Jahr – fünf Tipps, wie durch einen digitalen Frühjahrsputz Strom und damit CO2 von uns allen gespart werden kann:

  1. Smartphone aufräumen: Ungenutzte Apps löschen; gespeicherte Dateien prüfen und löschen, was nicht mehr gebraucht wird; überflüssige Chatverläufe aus Messenger-Apps entfernen.
  2. Laptop und PC aufräumen: Veraltete oder doppelte Dokumente in den Papierkorb verschieben und diesen regelmäßig leeren.
  3. Alben sortieren: Fotos und Videos aussortieren – insbesondere, wenn sie in der Cloud gespeichert sind.
  4. Mail-Postfach aufräumen: Alte Mails ins Archiv verschieben; irrelevante Mails löschen; von Newslettern und Mailinglisten abmelden, die nicht gelesen oder gebraucht werden.
  5. Einstellungen überprüfen: Auto-Play von Videos und Streams deaktivieren; Videos z.B. in SD statt HD streamen; Geräte ausschalten statt sie dauerhaft im Stand-By-Modus zu lassen; Standard-Bildschirmhelligkeit verringern.

Auch Sie haben passende Tipps, Konzepte und Lösungen in Ihrem Unternehmen parat? Dann teilen Sie diese mit unserem Netzwerk. Schicken Sie uns News, Events oder Initiativen, die sich um das Thema Nachhaltigkeit drehen an redaktion@silicon-saxony.de. Unter dem Stichwort "Nachhaltigkeit" sammeln wir Ihren Input und vermitteln diesen weiter – an Mitglieder, Redaktionen und Netzwerkpartner. Denn nur gemeinsam kann wirklich Nachhaltiges entstehen. Hier sind wir alle gefragt.

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