Mikroelektronik

Die Halbleiterbranche ist im Höhenflug. Die Bundesregierung muss Lösungen finden.

Während die internationale Halbleiterbranche, deren Zulieferer sowie Dienstleister auf Europas größter Mikroelektronik-Messe, der SEMICON Europa in München, exzellente Zahlen und einen wahren Branchen-Boom feiern, kassiert die deutsche Bundesregierung einen Dämpfer vor dem Bundesverfassungsgericht. Das zweite Nachtragshaushaltsgesetz 2021 ist mit Art. 109 Abs. 3, Art. 110 Abs. 2 und Art. 115 Abs. 2 Grundgesetz (GG) unvereinbar. Nichtsdestotrotz hält der Bundeskanzler an den drei großen Mikroelektronik-Projekten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und im Saarland fest und auch Sachsens Ministerpräsident Kretschmer sowie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff zeigen sich positiv. Europa hat ehrgeizige Pläne, im internationalen Halbleitermarkt wichtige Anteile zu ergattern und Deutschland einen Ruf als verlässlicher Investitionsstandort und -partner zu verteidigen. Hierfür ist nun schnelles Handeln gefragt, denn schließlich gilt es, das von Bundeskanzler Olaf Scholz viel beschworene „Deutschland-Tempo“ einzuhalten.

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Eröffnung der SEMICON Europa 2024 © Silicon Saxony

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Der internationale Halbleitermarkt wächst in immer rasanterem Tempo, wie die größte Halbleitermesse Europas, die SEMICON Europa, vom 14. bis 17. November in München eindrucksvoll unterstrich. Bereits zu Beginn der kontinentalen Leitmesse wurde von deren Veranstalter, SEMI, mit eindrucksvollen Zahlen jongliert. Von seinen Anfängen in den 60er Jahren bis 2021 wuchs der Halbleitermarkt auf 600 Milliarden US-Dollar. Bis 2030 soll er sich nun, glaubt man aktuellen Analysen namhafter Beratungsunternehmen wie McKinsey und Co., auf eine Billion US-Dollar katapultieren. In nahezu allen Anwenderbranchen, von Automotive über Energie bis Medizin steigt der Bedarf an Mikrochips im ein- bis zweistelligen Prozentbereich. Weltweit schießen daher immer neue Halbleiterwerke, die sogenannten Fabs, aus dem Boden. Nach aktuellem Stand gehen zwischen 2022 und 2026 global 94 neue Fabs online. Allein in Asien entstehen 63 neue Werke (davon 30 in China und 14 in Taiwan), in Europa 13 und in Amerika 18. Die Welt giert nach Chips und all‘ dem, was sie ermöglichen. Kein Wunder also, dass auch Europa den Ruf der Stunde erkannt hat und ehrgeizige Ziele kommuniziert. Bis 2030 soll der europäische Marktanteil im Bereich der Halbleiter von aktuell unter 10 Prozent auf 20 Prozent wachsen. In Anbetracht der asiatischen Investitionen und Pläne scheint dies allerdings kaum realistisch.

Milliarden-Investitionen in die Mikroelektronik und den Standort Sachsen

Doch Marktanteile allein wirkten von vornherein als wenig sinnvolle Errungenschaften. Viel wichtiger wird es zukünftig sein, möglichst viel von dem, was in Europa benötigt wird, auch in Europa produzieren zu können. Denn gerade die Corona-Pandemie unterstrich die weltweiten Abhängigkeiten. Vieles von dem, was damals benötigt wurde, fehlte. Ob aufgrund gestörter Lieferketten oder zu geringer eigener Produktionskapazitäten. „Technologiesouveränität“, lautet seither das Buzzword der Stunde. Was folgte, waren ehrgeizige Projekte wie der „European Chips Act“ oder die „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI). Speziell Deutschland ging ebenso ehrgeizig wie milliardenschwer an die selbst auferlegte Mammutaufgabe. 48 Mrd. Euro Gesamtinvestitionen im Rahmen des EU Chips Act und 4 Mrd. Euro im Rahmen von IPCEI wurden versprochen bzw. bereits vertraglich zugesichert. Mikroelektronik-Hotspots, wie Silicon Saxony, erleben in diesen Tagen einen wahren Investitions- und Ansiedlungsrush. So sollen allein in Dresden z.B. die Werke von Bosch und GlobalFoundries erweitert werden. Infineon baut hier, zusätzlich zu seiner bestehenden, eine neue Fab. Die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), der Weltmarktführer unter den Foundries, siedelt sich hier – in einem Kooperationsprojekt mit Infineon, NXP und Bosch – neu an.

Das Bundesverfassungsgericht urteilt hart, ändert aber nichts an der Zuversicht der Branche

Hervorragende Neuigkeiten, die zuletzt auch abseits der einschlägigen Fachmedien breit publiziert wurden. Neuigkeiten, die auch auf der SEMICON Europa in München zu neuen Rekorden führten. Ausverkaufte Messehallen und Rekordbesucherzahlen unterstrichen den aktuellen Hype. 900 Stände von 440 Ausstellern zogen das Fachpublikum an. Die Branche war und ist in Feierlaune. Schließlich profitieren von der Förderung und dem aktuellen Fokus nicht nur die großen Halbleiterproduzenten, sondern auch das gesamte Ökosystem – von Dienstleistern bis Zulieferern. Zur Unzeit, nämlich genau am zweiten Messetag, kam daher eine Nachricht aus Karlsruhe – genauer aus den heiligen Hallen des Bundesverfassungsgerichtes. Das zweite Nachtragshaushaltsgesetz 2021 ist mit Art. 109 Abs. 3, Art. 110 Abs. 2 und Art. 115 Abs. 2 Grundgesetz (GG) unvereinbar und somit nichtig. Damit stand plötzlich, neben wichtigen Klimaschutzprojekten, eben auch die Finanzierung von industriepolitischen Investitionsprojekten in der deutschen Halbleiterindustrie – im Rahmen des EU Chips Act – auf der Kippe, die mit den Mitteln des sogenannten Klima- und Transformationsfonds (KTF) ermöglicht werden sollten. Doch Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich mit Blick auf die drei großen deutschen Mikroelektronik-Projekte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und im Saarland unter anderem bei der „Konferenz Ostdeutschland 2030“ positiv. Europa hat ehrgeizige Pläne, im internationalen Halbleitermarkt wichtige Anteile zu ergattern und Deutschland einen Ruf als verlässlicher Investitionsstandort und -partner zu verteidigen. Hierfür ist nun schnelles Handeln gefragt, denn schließlich gilt es, das von Bundeskanzler Olaf Scholz viel beschworene „Deutschland-Tempo“ einzuhalten. „Die Bundesregierung ist gefordert, die angekündigte Finanzierung möglichst noch in diesem Jahr sicherzustellen. Damit hätte sie die Chance, das viel beschworene Deutschlandtempo vor allem gegenüber internationalen Investoren unter Beweis zu stellen“, betonte in diesem Zusammenhang auch Frank Bösenberg, Geschäftsführer des Silicon Saxony e. V..

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig geht von gesicherter Förderung aus

Wie bzw. ob die bereits zugesagten Projekte und Fördersummen realisiert werden, steht derzeit rein formal noch in den Sternen. Dass sie realisiert werden, daran glaub man auf Länderebene – ob in Sachsen (z.B. für Infineon, TSMC) oder Sachsen-Anhalt (Intel) – fest. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer sowie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff zeigten sich demnach zuversichtlich. Allein wie die Bundesregierung die nun fehlenden Gelder freischaufeln will, ist ungewiss. Der in diesen Tagen zu verabschiedende Haushaltsplan wird es zeigen. Dass die Gelder fließen, wurde hingegen in München z.B. von der anwesenden Landespolitik, allen voran Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig, unterstrichen. Die Förderung ist zugesagt und wird auch nicht in Frage gestellt, ist sich u.a. Dulig sicher. Das Urteil aus Karlsruhe ist ein Stolpersteinchen, das eine riesige Branche im Rollen definitiv nicht stoppen kann. Mit den Top-Themen Nachhaltigkeit, integrierte Photonik und Fachkräfte setzt sich die Halbleiterbranche aktuell ihren klaren Fokus. Für die Lösung des in Karlsruhe aufgebrachten Problems sind andere verantwortlich – nämlich die deutsche Bundesregierung um ihren Kanzler Olaf Scholz.

Die Branche versammelt in München die aktuellen und zukünftigen Branchenführer

In diesem Bewusstsein zeigte die Mikroelektronik-Branche in München Gelassenheit und ihre aktuelle Stärke, stellte sogar die zeitgleich stattfindende productronica in den Schatten. Speziell der Silicon Saxony Gemeinschaftsstand wurde zum Mittepunkt einer Messe, die Innovationen präsentierte, wichtige Themen erörterte und den Drive der letzten Monate und Jahre weiter befeuerte. Insgesamt 39 Aussteller zeigten sich, ihre Produkte und Lösungen auf dem Silicon Saxony Gemeinschaftsstandtand. Die Presse war ebenso vor Ort, wie zahlreiche Politiker:innen und die Geschäftsführenden der führenden Mikroelektronikunternehmen. Nicht zuletzt wurden im Rahmen der SEMICON Europa die zukünftigen Leader der Branche – die 20 under 30 – gekürt sowie die European Chips Skills Academy gelauncht. Silicon Saxony ist stolz, auch in diesem Rahmen seine in Europa führende Position zu unterstreichen. 15 der 20 ausgezeichneten Vertreter:innen stammen aus dem Netzwerk Silicon Saxony – junge, aufstrebende und kluge Köpfe wie Patrick Döll von Racyics, Christina Kaiser von GlobalFoundries sowie Laura Esposito von Applied Materials (alle aus Dresden). Der drei Dresdner:innen  wurden in München ebenso ausgezeichnet, wie ihre 27 Mitstreiter:innen aus Unternehmen wie Bosch, cadence, Siemens, X-FAB, GlobalFoundries, Edwards und Melexis. Nicht zuletzt versammelte sich in München auch die aktuellen Führungsriegen der Mikroelektronik-Branche. Ob beim CEO Summit oder dem Fab Management Forum – der Austausch innerhalb des Mikroelektronik-Sektors wurde ebenso gefördert, wie die Kontakte zu den Anwenderbranchen – z.B. zu den Bereichen Automotive, der Medtech oder dem Smart Manufacturing. Auch Silicon Saxony treibt diese Vernetzung weiter voran, übernahm zur SEMICON Europa gemeinsam mit Clustern aus Frankreich (Grenoble), Schweden (Lund) und Österreich (Graz/Villach) die Führung des europäischen Zusammenschlusses der Mikroelektronik-Cluster im Verbund Silicon Europa. Bis 2025 wird Silicon Saxony hier in einer führenden Rolle die Entwicklung der Halbleiterei in Europa entscheidend mitbestimmen.

Silicon Saxony öffnet Standbuchung für 2024 und freut sich auf die Rückkehr nach München

Silicon Saxony freut sich bereits jetzt auf die SEMICON Europa 2024 und die Rückkehr mit einem noch größeren und spektakuläreren Stand als 2023. Die Branche wächst und ebenso unser gemeinsames Netzwerk. Auch während der diesjährigen Messe suchten Dutzende neue Firmen den Kontakt und die Möglichkeit dem sächsischen Hochtechnologie-Cluster beizutreten. Nutzen auch die Sie die Chance, sich schon jetzt für den Silicon Saxony Gemeinschaftsstand 2024 zu bewerben oder – falls noch nicht geschehen – die Mitgliedschaft im Silicon Saxony zu vereinbaren. Wir freuen uns auf Sie sowie die kommenden spannenden Jahre in der wohl dynamischsten und wichtigsten Branche dieser Zeit. Auf Wiedersehen München. Wir kommen 2024 zur SEMICON Europa und der dann parallel stattfindenden electronica zurück.

Wir danken allen Ausstellern für Ihre Teilnahme und großartige Zeit in München.

Als Aussteller waren auf dem Silicon Saxony Gemeinschaftsstand in diesem Jahr vor Ort:

  • Adenso Industrial Services GmbH
  • Advanced Thermal Sciences Corp.
  • Att Systems GmbH
  • BIBUS GmbH
  • Busch Vacuum Solutions
  • CS CLEAN SOLUTIONS GmbH
  • Cognex Germany, Inc.
  • confovis GmbH
  • EBARA Precision Machinery Europe GmbH
  • EDA Industries
  • ENTEGRIS
  • Fabmatics GmbH
  • Fraunhofer ENAS
  • Fraunhofer IPMS
  • Fraunhofer Fraunhofer IZM – Center ASSID
  • HORIBA Europe GmbH
  • HQ-Dielectrics GmbH
  • IHP GmbH – Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik
  • InnoLas Semiconductor GmbH
  • ISEL Germany AG
  • Mattson International GmbH
  • Microtronic
  • Nagano Keiki Co., Ltd.
  • Okmetic
  • Particle Measuring Systems Germany GmbH
  • Picosun Europe GmbH
  • Polytec GmbH
  • Posas GmbH
  • Schunk Xycarb Technology BV
  • SEMPA SYSTEMS GmbH
  • SIMONA AG
  • Simple Technical Solutions GmbH
  • SMC Deutschland GmbH
  • SPEA GmbH
  • Sumitomo (SHI) Cryogenics of Europe GmbH
  • Systema Systementwicklung Dipl.-Inf. Manfred Austen GmbH
  • Weiss Technik GmbH 
  • Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH
  • znt Zentren für Neue Technologien GmbH

Weiterführende Links

👉 Interview mit Martin Dulig auf der SEMICON Europa 2023

👉 Die Erweiterungspläne der sächsischen Halbleiter-Fabs

👉 European Chips Skills Academy

👉 Silicon Europe

👉 SEMICON EuropaStandbuchung 2024

👉 NEXT Mikroelektronik (Neuauflage 11/23)

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